Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen oder in unserem Falle mit dem Fahrrad in die Stadt: Wir sind gut angekommen! Die Räder stehen seit 2 Tagen unberührt im sicheren Schaufensterähnlichen Bicycle Storage des Green Tortoise Hostel und wir müssen uns mit der Situation arrangieren, dass wir nicht mehr jeden Tag Fahrrad fahren.
Fühlt sich schon irgendwie komisch an, nach fast 3 Monaten on the road. Aber springen wir noch mal ein paar Tage zurück.
Der Yosemite Nationalpark ist wirklich sehr schön und bietet malerische Aussichten. Das Valley sieht aus, als wäre es einem Bob Ross Gemälde entsprungen.
Im Winter soll es noch schöner sein, denn dann gibt es weniger Touristen. Aus den versprochenen Marshmallows ist leider nichts geworden aber dafür gab es die ein oder andere Flasche Wein am Lagerfeuer. Am nächsten Tag erkundeten wir den Park auf eigene Faust.
Während Andi sich auf den Weg zu dem Lower Yosemite Falls macht schaue ich mir die Kletterer am El Capitan an. Der letzte Tag hält noch mehr Highlights für uns bereit. Wir fahren im Park Richtung Süden und bevor wir den Mariposa Grove erreichen erleben wir noch die meiner Meinung nach schönste Abfahrt der ganzen Reise: 30 Minuten mit ca. 40 km/h durch Mischwald auf gewundenen nicht zu steilen Gebirgsstraßen, die auch immer wieder die Aussicht ins Tal erlauben.
Im Mariposa Grove gibt es die ältesten und größten Sequoia Bäume des Parks. Diese Giganten sind teilweise über 2000 Jahre alt und über 100 m hoch. Sie trotzen allen Naturgewalten und können sogar Waldbrände überstehen.
Nur vor dem Menschen sind sie nicht gewappnet. Viele diese Bäume wurden gefällt und in einige hat man zur Belustigung der Parkbesucher Tunnel hineingesägt. Diese Schandtaten gehören aber der Vergangenheit an und heute werden die Bäume gehegt und gepflegt. Nach diesem besonderen Besuch verlassen wir den Park und fahren ins Central Valley ab. Schon während der Abfahrt wird es immer wärmer und die Vegetation verändert sich. Die Nadelbäume verschwinden, die Laubbäume werden zu südländischen Gewächsen und es wird wieder sehr warm.
In der ersten Stadt erleiden wir erst einmal einen Kulturschock; so viele Autos und Menschen, Einkaufsmöglichkeiten und Ampeln haben wir schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Das war es also mit der Einsamkeit von Central America. Auf einer mäßig befahrenen Straße geht es wieder bergauf nach Mariposa. Dort kommen wir bei Nicole unter, eine nette Dame mit einem sehr alten Hund. Mariposa ist recht hübsch und ist für amerikanische Verhältnisse recht beschaulich, selbst als Fußgänger kann man sich hier wohlfühlen. Wir speisen in der von Nicole empfohlenen Bar und schlafen nach langer Zeit einmal wieder in einem Bett bzw. auf einer Couch. Der Weg aus Mariposa heraus führt uns über den Old Highway. Dieser ist wirklich malerisch und es ist kaum ein Auto unterwegs.
Dafür ist leider der Straßenbelag unglaublich schlecht und wir können die Augen kaum von der Straße lösen um nicht ins nächste Schlagloch zu fahren, trotzdem ein toller Abschnitt. Am Ende des Old Highway sind wir auch am Fuße des Central Valley angekommen, die Temperaturen klettern wieder über 40°C und die Landschaft verändert sich weiter. Die Bäume verschwinden und alles erinnert mehr an die Wüste. Nach einigen Kilometern beginnen jedoch zu unserer Freude Bewässserungskanäle und Obstplantagen. Unzählige Pfirsich- und Mandelbäume säumen den Weg und es gibt sehr, sehr viele Mexikaner. Diese sind wohl hauptsächlich mit der Obsternte beschäftigt; eine Arbeit, die für Amerikaner wohl nicht so attraktiv ist.
Da es außer Obstbäumen hier nicht viel gibt müssen wir zum nächsten Campingplatz einen 20 km Umweg fahren. Dieser ist an einem Fluss gelegen und wird auf Google Maps als angenehmer, ruhiger Ort beschrieben. Als wir in die Straße zum Zeltplatz einbiegen werden wir schon ein bisschen stutzig, da hier sehr viele Autos parken. Auch der Parkplatz am Zeltplatz ist vollkommen überfüllt. Das ganze Gelände sieht aus als würde man hier ein Festival abhalten. Überall stehen Pavillons und es gibt sogar Leute die Getränke und Essen verkaufen.
Ich glaube wir sind einfach zur falschen Zeit gekommen… Selbstverständlich ist kein Zeltplatz mehr für uns frei. Um nicht wieder abgewiesen zu werden fragen wir einfach andere Camper ob wir uns mit zu ihnen stellen dürfen. Die ersten lehnen ab, da sie Kinder haben und um deren Sicherheit fürchten. Ich hätte bei dieser Festivalatmosphäre auch Angst um meine Kinder aber nicht wegen 2 Radfahrern, sondern eher wegen den Leuten die mit ihren Motorrädern bis ins Wasser fahren, aber gut. Wir gehen erst einmal schwimmen und trinken das Bier was wir mitgebracht haben, bevor es warm wird. Der zweite Versuch verläuft wesentlich besser. Zwei ältere Herren, Ralf und Bob freuen sich sehr über uns und wollen sofort, dass wir unsere Zelte bei ihnen aufschlagen. Die beiden sind eher zwielichtige Gestalten und erinnern ein bisschen an Landstreicher.
Trotzdem sind sie sehr freundlich und schmeißen sogar den Grill für uns an. Reis mit Gemüse ist doch keine richtige Mahlzeit. Wir sollten mal was gesundes essen. Also erhalten wir zwei riesige Schweinenackensteaks die wir uns auf ihrem Grill zubereiten. Wir reden noch bis tief in die Nacht hinein und Ralf hat Sorge, dass wir verhungern werden, wir sollen uns unbedingt eine Angel besorgen, damit wir uns verpflegen können, oder eine Slingshot, damit wir wenigstens kleine Tiere erlegen können. Sie finden es auf jeden Fall unfassbar, dass wir keine „Guns“ dabei haben. Wir hingegen finden es unfassbar, dass sie im Laufe des Abends eine riesige Tüte mit Marihuana heranbringen. Dieses ist in Californien legal und sie verhalten sich so, als hätten sie gerade eine frische Kiste Bier aus dem Auto geholt, bzw. eher ein 1000 l Fass. Da den beiden der gegenseitige Respekt sehr wichtig ist, wird zum Glück nicht auf den Konsum der „Friedenspfeife“ bestanden. Leben und leben lassen ist hier das Motto.
Am nächsten Tag brechen wir verhältnismäßig früh auf, eigentlich haben wir ja hier illegal genächtigt und frühstücken im nächsten Ort. Wir fahren wieder vorbei an Obstplantagen und Bewässserungskanälen. Die erste Tageshälfte ist noch sehr schön aber in der zweiten müssen wir den Pacheco-Pass überwinden. Vor diesem wurden wir schon gewarnt aber nach alledem was wir schon erlebt haben ignorieren wir diese Warnungen natürlich. Zur Stärkung trinkt Andi vor der Passauffahrt noch 2,5 l Softdrinks und auf geht’s. Der Pass selbst ist nicht sonderlich steil oder lang aber der Verkehr ist es, der uns das Leben schwer macht. An den besonders steilen Stellen hat sich das Straßenbauamt hier nämlich noch etwas ganz besonderes einfallen lassen. Eigentlich handelt es sich bei diesem Pass um eine zweispurige Straße mit Seitenstreifen, der Seitenstreifen wird allerdings an steilen Stellen zur dritten Fahrspur und verschwindet im Prinzip vollständig. Wir fahren also auf der weißen Linie die die Straße begrenzt und können nur hoffen, dass die Autofahrer vernünftig sind. Auch die zur Stärkung gedachten Softdrinks schwächen Andi bei der Auffahrt und er hat zusätzlich noch mit Magenproblemen zu tun.
Trotz alle dem erreichen wir den Gipfel und die Abfahrt ist wesentlich angenehmer, der Seitenstreifen breiter und auch die Temperaturen sind normal, denn hier spüren wir schon die ersten Auswirkungen des Pazifiks. Wir übernachten bei Marry und Peter in einem sehr schönen Haus. Die beiden verpflegen uns ausgesprochen gut und wir können die Strapazen des Tages abschütteln. Noch ein letzter Pass am nächsten Morgen über eine wenig befahrene Straße durch einen dicht bewachsenen Wald und wir sehen zum ersten Mal das Meer!
Wir stehen bestimmt 20 Minuten da und genießen die Aussicht bevor wir abfahren, denn hier ist nun das erste Mal auch das Ende in Sicht. Weiter nach Westen können wir nicht mehr fahren, außer wir satteln vom Fahrrad aufs Tretboot um.
Auf den letzten Kilometern bis zum Pazifik fahren wir noch an sehr vielen Erdbeerplantagen vorbei und beobachten die Menschen bei der Ernte. Es sieht ein Bisschen so aus, als hätten sie Spaß dabei. Mitten auf dem Feld stehen Stationen mit Toiletten und an manchen dieser Stationen wehen mexikanische Flaggen.
Über die San Andreas Road fahren wir bis zum ersten Strand. Ehe ich mich versehen kann hat Andi schon die Badehose ausgepackt und springt in den eiskalten Pazifik. Außer ihm sehe ich niemanden im Wasser. Nach kurzer Bedenkzeit bin auch ich der Meinung, es muss jetzt gebadet werde; und es fühlt sich auch richtig an, nach knapp 8000 km sind wir am Pazifik angekommen. Einfach verrückt.
Wir stehen noch lange da und schauen auf das Meer.
Am Nachmittag erreichen wir einen tollen Zeltplatz kurz vor Santa Cruz und hier treffen wir zum erstem mal richtig viele Radfahrer. Auf dem Hike und Bike Campingplatz sind wir an diesem Abend fast 10 Personen. Bisher waren wir immer alleine. Wir feiern unsere Ankunft mit den anderen Radfahrern und erzählen unsere Geschichte. Andi sitzt noch bis spät in die Nacht am Steilufer und schaut in den Pazifik, ein denkwürdiger Abend.
Einer der Radfahrer kommt aus Santa Cruz und ist eigentlich nur für eine kurze Etappe zum 20 km entfernten Zeltplatz gefahren um seine Ausrüstung zu testen. Sein Name ist Keith. Er hat viele Jahre in Deutschland gelebt und spricht ausgezeichnet Deutsch. Wir verstehen uns so gut, dass wir beschließen mit ihm eine Santa Cruz Tour zu machen. Er zeigt uns die Stadt und zum Abschied läd er uns auf ein Bier in eine ortsansässige Brauerei ein. Dort wird die Entscheidung gefällt, dass er noch mit uns zum nächsten Zeltplatz nach Half Moon Bay fährt. Ohne die Antwort seiner Frau abzuwarten (sie hat später noch ihr OK gegeben) fahren wir los. Es ist schön mal in einer größeren Gruppe zu fahren. Außerdem ist Keith ein super Typ und hat viel zu erzählen.
Er ist zwar schon über 60, kann aber locker mit uns mithalten, sollten wir uns Sorgen machen oder ist Keith einfach ein super Sportler? Auch in Half Moon Bay treffen wir wieder viele andere Radfahrer, ein sehr aufgedrehtes Pärchen aus Deutschland, ein paar verrückte Briten, die ohne Zelt reisen und einfach auf dem Boden schlafen und ein paar Radfahrer aus der Region.
Leider müssen wir Keith am nächsten Morgen verabschieden, hoffentlich sehen wir ihn irgendwann einmal wieder. Nach dem Frühstück in einem Kaffee spricht mich noch ein Mann vom Nachbartisch an, wie lange wir denn schon unterwegs sein. Als er hört, dass wir aus New York kommen ist er sichtlich beeindruckt. Beim Gehen zückt er sein Portemonnaie legt 100$ auf den Tisch und sagt, „Eine kleine Spende zur Würdigung Eurer Leistung“. Wir können es kaum fassen. Der 100er ist echt und auch schon verprasst (das geht in Californien sehr schnell). Vielen Dank Fremder.
Die letzten Kilometer bis nach San Francisco sind sehr unwirklich. Die Bebauung wird immer dichter und irgendwann gibt es zwischen den Häusern keine Natur mehr sondern es kommt gleich das nächste Haus. Spätestens bei der ersten Straße die mit 15% Steigung den Berg hinauf geht wissen wir, wir sind in den Vororten von San Francisco angekommen. Hier ist die Stadt noch nicht sehr belebt und wirkt irgendwie ausgestorben. Als wir auf den Great Highway einbiegen der direkt an der Küste bis hin zur Golden Gate Bridge führt wird es noch sonderbarer. Der Highway ist gerade gesperrt und da wir als Radfahrer alle Sperrungen ignorieren fahren wir trotzdem hinein. Die Straße ist komplett leer, in der Mitte scheinen Menschen Feuer gemacht zu haben, am Straßenrand steht ein leerer Einkaufswagen, 30% der Straße ist mit Sand bedeckt, es ist kein Mensch zu sehen… Ich fühle mich wie in einer postapokalyptischen Welt.
Je näher wir der Bay kommen, desto mehr kehrt das Leben zurück und plötzlich fühlt sich alles wieder normal an. Wir fahren einen Berg hinauf, biegen links ab, ein Parkplatz, ein Aussichtspunkt und plötzlich liegt sie vor uns: Die Golden Gate Bridge, das designierte Ende unserer Reise. Im Nebel sehen wir die beiden Brückenpfeiler und betrachten unser Ziel.
Kann es wirklich schon zu Ende sein? Es fühlt sich alles sehr surreal an, eigentlich war es ganz leicht. Wir sind doch nur ein bisschen Fahrrad gefahren und jetzt sind wir schon hier? Ich glaube so richtig realisiert habe ich es immer noch nicht. Aber wir machen das, was wir immer gemacht haben wenn es schwierig oder unklar wurde, wir fahren weiter Fahrrad. Wir erreichen die Golden Gate Bridge, fahren sogar über sie hinweg.
Auf dem Aussichtspunkt vor der Brücke sitzen wir noch lange und denken über die vergangenen und die kommenden Tage nach. Wir buchen ein Zimmer in einem Hostel und genießen den Moment. Wie wir die letzten Tage verbringen werden wissen wir noch nicht, aber klar ist, dies ist das Ende unserer Radtour. Mein Tacho zeigt 8080 Kilometer oder 5020 Meilen.
Boah, wie spannend … beeindruckend … unfassbar … berührend … spektakulär … Hut ab!
Herzlichen Glückwunsch zu Eurer bewundernswerten Leistung und gute Heimkehr!
Einen riesengroßen Glückwunsch, ihr zwei! Super beeindruckend woran ihr uns teilhaben lassen habt. Genießt die letzten Tage und habt eine gute Heimreise. 🙂
Wir, die Familie Scholz, ehemalige Nachbarn von Andreas, sind alle tief beeindruckt von eurer phantastischen Reise mit den einzigartigen Erlebnissen. Davon werdet ihr ein Leben profitieren. Mit den herzlichsten Grüßen!
Hallo,
ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie in guter Verfassung. Ich bin der Marketingmanager bei Winndoo – einer Digitalmarketing-Agentur mit Fachkenntnissen in der Förderung von Produkten über verschiedene Werbekanäle.
Beim Durchstöbern des Webs ist mir Ihre Website, (bluethner-rahmenbau.de), ins Auge gefallen. Ich möchte die außergewöhnliche Qualität Ihrer Inhalte und das aktive Engagement Ihres Publikums loben.
Wir sind begeistert von der Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Ihrer Website, um die Sichtbarkeit der Produkte unserer Kunden zu erhöhen und die Website-Rankings zu verbessern. Durch wirkungsvolle Gastbeiträge und überzeugende bezahlte Artikel stellen wir uns eine Partnerschaft vor, die beiden Marken zugutekommt.
Wären Sie bereit, dies weiter zu besprechen? Falls ja, freue ich mich darauf, in die Details unserer potenziellen Zusammenarbeit einzutauchen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Überlegung. Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen.