Eine kleine Portion Rocky Mountains bitte.

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Während unseres Ruhetages in Wellington haben wir noch unsere Räder inspiziert und notwendige Wartungsarbeiten durchgeführt. Die Hinterräder waren schon ziemlich abgefahren also wandern die Mäntel vom Hinterrad auf das Vorderrad und umkekehrt.

Meine Mäntel haben auch schon ziemlich viele Blessuren und an einigen Stellen ist die eingebaute „Pannenschutzschicht“ zu sehen. Zu den pannensicheren Mänteln zu greifen war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.

Bisher hatten wir beide noch keinen Platten. Ich hoffe es bleibt dabei. Außerdem spendieren wir den Rädern noch neue Ketten und Andi tauscht auch die Bremsbeläge. Wir sind ausgeruht und die Räder sind auch gewartet, wir fühlen uns also gerüstet für die nächste Etappe: die Rocky Mountains!

Bei schönstem Wetter fahren wir durch den „Poudre Canyon“ bei sehr, sehr moderater Steigung unseren Pass auf über 3000 m Höhe entgegen.

 

Auf den letzten Metern wird es dann doch noch steil. Wir sind unsicher, ob es an der Steigung oder der Höhenluft liegt, dass wir schon etwas schnaufen müssen. Ab einer Höhe von 2800 m fahren wir auch an den ersten Schneeflecken vorbei und oben am Pass ist abseits der Straße noch eine geschlossene Schneedecke vorhanden.

Wir freuen uns schon auf die Abfahrt. Diese endet aber leider schon nach 30 Minuten und ab hier heißt es wieder strampeln, denn wir haben ein Hochplateau, den „North Park“ erreicht. Umringt von Schneebedeckten Gipfeln fahren wir den Sonnenuntergang entgegen und sind froh nach unserer längsten Etappe, über 10 h Fahrzeit, in einem Motel unterzukommen.

Dort gab es noch Boritos aus der Mikrowelle und wir haben den höchsten Punkt unserer Reise überschritten.

Auch der nächste Tag hält bestes Wetter für uns bereit und es geht weiter über das Hochplateau.

Dieses endet am „Rabbit Ears“ Pass der knapp unter 3000 m liegt aber auch hier liegt noch ordentlich Schnee. Die Abfahrt vom Pass ist dieses Mal nicht so enttäuschend, mit 60 km/h fahren wir fast eine halbe Stunde dem Ort Steamboat Springs entgegen, das Ischgl Colorados.

Der Ort ist wirklich sehr schön gelegen, es gibt viele Rad- und Fußwege und zu unserem Erstaunen sogar Fußgänger und Radfahrer. Wir kommen bei Dave und Holly unter, einem sehr netten Pärchen welches in einem gemütlichen und großzügigen Haus mit phänomenaler Aussicht wohnt. Beide sind schon in Rente, machen auf mich aber den Eindruck als wären sie gerade erst 50 geworden.

Wir speisen in der lokalen Brauerei und abends bringt uns Dave noch das kleine Mundharmonika Einmaleins bei: einzelne Töne, Bending und noch ein paar coole Tricks mit denen man lustige Geräusche erzeugen kann.

Am nächsten Tag gibt es schon wieder gutes Wetter, das gibt es doch nicht. Aber keine Angst, am Nachmittag frischte der Gegenwind auf und wir erreichen etwas erschöpft den Ort Maybell.

Dort gibt es nichts außer einen Campingplatz und einer kleinen Tankstelle, welche um 6 Uhr ihre Tore schließt. Da sonst niemand auf dem Campingplatz ist, beschließen wir unsere Zelte auf der schönen weichen Wiese und nicht auf den geschotterten Plätzen, die für Zelte vorgesehen sind, aufzustellen.

Kurz nach Sonnenuntergang beginnen plötzlich Rasensprinkler aus dem Boden zu ploppen, erst in 50 m Entfernung, dann in 20 m Entfernung… Panisch suchen wir den Boden nach Rasensprinklern in der Nähe unserer Zelte ab, und siehe da, wir finden auch welche. In letzter Sekunde bauen wir die Zelte ab, bevor auch dort die Wiese unter Wasser gesetzt wird. Wir entscheiden uns nun doch auf den Schotterplatz zu zelten, zum Glück, denn früh um 5 Uhr wird der Rasen ein zweites Mal gewässert, wie wir jetzt wissen. Außerdem gab es noch einen Pickup-Truck der um 23 Uhr sehr laut irgendwelche Dinge in der Stadt versprüht hat und LKWs die die ganze Nacht an unseren Zelten vorbeifahren, ich glaube Andi hat schon 5 von 5 Sternen für den Maybell Campground vergeben. Wir kommen wieder!

Aber erst mal ging es weiter und die Landschaft wurde zunehmend eintöniger. Wir fühlten uns fast wieder wie in der Prärie. Was vielleicht auch an dem Gegewind lag, gegen den wir den ganzen Tag ankämpfen mussten. Nachdem wir die Nase voll hatten entschieden wir uns eine Abkürzung zu nehmen, über eine Schotterstraße. Diese entpuppte sich als sehr schöner Weg mit unglaublichen Aussichten, Rückenwind und nach nur 2 km wurde aus dem Schotter Asphalt und dann ging es auch noch Bergab und wir hatten eine wunderschöne, vielleicht die schönste Abfahrt der gesamten Tour.

Zufällig lag an der Abkürzung auch noch ein Zeltplatz auf dem wir von den hiesigen Campern mit einer leckeren Süßspeisen aus Heidelbeeren, Biskuitteig an Eis begrüßt wurden. Die Stimmung kippte kurz als sich einer der Camper echauffierte, da wir uns (nackt) im angrenzenden Speichersee wuschen.

Alle anderen Camper versicherten uns aber, wenn man den ganzen Tag Fahrrad gefahren sei darf man auch ein kurzes Bad nehmen. Lediglich hat man so etwas hier noch nie erlebt, da noch niemals jemand mehr als 10 min auf einem Rad gesessen hat. Abends wurden wir noch ans Feuer zu Bier, Hotdogs und Kneipengesprächen eingeladen.

Unser letzter Tag auf der Regenseite der Rockies begann mit viel Regen, es gewitterte nicht nur einmal, sondern sogar zweimal im Abstand von zwei Stunden, gefolgt von einem Wechselspiel aus Sonne und Regen. Man versicherte uns aber: „Sobald ihr den Douglas Pass überschritten habt müsst ihr euch um Regen keine Sorgen mehr machen, auf der anderen Seite regnet es nie. Und oben am Pass sind auf der einen Seite Bäume und auf der anderen Seite Wüste.“ Gut, wenn das die Einheimischen sagen, dann fahren wir mal los, wird ja dann trocken sein hinter dem Pass.

Leider mussten wir feststellen, dass es auf dem Pass unheimlich doll regnet und die Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen. Wir freuten uns schon auf die Abfahrt, mit nassen Sommerhandschuhen und auch sonst komplett durchnässt. Steifgefrohren ging es im strömenden Regen durch eine der vermutlich schönsten Abfahrten in den USA, nur für uns fühlte sie sich irgendwie anders an.

Irgendwann hörte jedoch der Regen auf und die Sonne kam heraus und langsam wurde uns wieder warm. Doch auf den ersten Kilometern erlebten wir eine Steinwüste mit weiten Ebenen voller vertrocknetem Gras, in der es in Strömen regnete.

Das waren sie also, die Rocky Mountains, irgendwie haben wir uns das anders vorgestellt und ich glaube auch hier in der Wüste sind wir eigentlich auch noch in den Bergen auch wenn die Landschaft ganz anders aussieht als wir es von den europäischen Bergen gewohnt sind. Jetzt geht es weiter nach Utah, immer am Colorado River entlang, vorbei an roten Sandsteinfelsen und großartigen Canyons.


Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Elli

    Wenn ich mir dran denke wie oft der Andi gesagt hat: und wenn wir dann erst in den Rockies sind……
    Wieder richtig tolle Fotos dabei!

  2. Pfau

    Diese verrückten Europäer…
    Gut gemacht, gönnt euch mal ein Eis zwischendurch!

  3. BNO

    Hihi… Er hat „steif“ gesagt!

  4. Veikkos Sittenhüter

    Nackt sein… Ich Fass es nicht. Was als nächstes, Bilder von dir beim scheißen!!! Skandal!

  5. Ewald Sauger

    Mit Ihrer Stripteaseinlage haben Sie den ganzen Kontinent gegen sich aufgebracht! Ich hoffe, jetzt sind Sie zufrieden! Ich würde etwas stärker in die Pedale treten, der Mountainmen-Lynchmob ist motorisiert!!!

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